Bald ist es soweit, in zwei Wochen werde ich wieder ein Jahr älter und ja, die drei steht nicht zum ersten mal davor. Da komme ich schon von Zeit zu Zeit mal ins Grübeln…. ein Drittel ist vorbei, oder? Zeit mal kurz Bilanz zu ziehen.
Früher dachte ich immer, die Leute machen sich etwas vor, wenn sie sagen „Nein, also ich fühle mich nicht so alt wie ich bin“. Und nun? Nun bin ich genau so ein Exemplar. Ich fühle mich auch nicht wie Anfang dreißig. Nicht, dass ich es irgendwie schlimm, deprimierend oder traurig finde, aber dreißig hört sich wahnsinnig erwachsen an.
Mein dreißigster Geburtstag vor zwei Jahren war schon was besonderes und er war anders als die Geburtstage zuvor. Die ersten in meinem Freundeskreis fingen an, wie ich auch, ihren Dreißigsten ganz groß zu feiern und es war ein wenig seltsam. Als ob alle meine Freunde mit mir zusammen jetzt endgültig erwachsen geworden sind. Alle haben einen Job, das Studium hinter sich gelassen, sind von der Uni weg in die Stadt gezogen und leben ihr Leben. Nichts mehr mit spontanem Frühstück im Garten, weil die Vorlesung doch nicht so wichtig war, keine langen Abende mit Wein und Bier unter der Woche und auch keine spontanen Partys mehr.
So vieles hat sich geändert in den letzten fünf Jahren und die Dreißig war für mich schon ein Punkt um mal darüber nachzudenken. Revue passieren lassen, was die letzten Jahre, vielleicht sogar das ganze bisherige Leben so passiert ist. Was war nicht so toll, was war super, was waren die Highlights. Bin ich die geworden, die ich als kleines Mädchen, oder als Teenie werden wollte und will ich die eigentlich immer noch sein? Ist mein Leben schon das was ich wollte, was muss ich noch tun, was will ich noch machen – fehlt vielleicht was?
Viele Fragen, die ich mir immer mal wieder stelle und meistens komme ich zu einem glasklaren Ergebnis. JA! Ja, ja und ja. Wenn ich zurück denke an die Zeiten als fünfzehnjährige, dann war mir immer sehr wichtig, dass ich selbständig werde, meine eigenen Entscheidungen treffen kann, unabhängig bin und vor allem mir selbst treu bleibe. Natürlich wollte ich auch eine hübsche Wohnung, einen tollen Job, der mir an den meisten Tagen Spaß macht, einen lieben Freund, überhaupt viele Freunde und die Welt sehen. An Gesundheit und Sicherheit habe ich damals wenig Gedanken verschwendet.
Die meisten meiner Träume, Hoffnungen sind also schon jetzt in Erfüllung gegangen. Ich wohne in einer tollen Wohnung in meinem innig geliebten Stuttgarter Westen. Ich hatte das Glück eines Auslandssemester an einem der schönsten Orte der Welt (Bali) und eines kurzen Praktikums im Ausland (USA, Michigan). Zudem durfte ich in zahlreichen Urlauben schon einiges von der Welt sehen. Dabei habe ich viele wahnsinnig tolle Menschen kennengelernt, Eindrücke gewonnen, die mich sehr bereichert haben und nachhaltig beeindruckt.
Und auch sonst läuft vieles nach Plan. Ich habe einen tollen Mann gefunden. Einen Mann, der einfach so wunderbar zu mir passt, der mich kennt, mich versteht, liebt und mich einfach perfekt ergänzt. Und das schon seit zehn Jahren. Unglaublich schön. Dazu kommt noch ein Job, den ich wirklich sehr gerne mag, auch wenn ich an dem ein oder anderen Tag fluchend nach Hause komme. Meine Kollegen machen den Arbeitsalltag zu etwas ganz ganz besonderem.
Trotzdem gibt es natürlich Dinge die nicht immer geradlinig waren. Den ein oder anderen kleinen Umweg habe ich gemacht, manchmal bin ich vielleicht falsch abgebogen oder hab auch mal richtig Mist gebaut. Aber hey, das gehört dazu. Ohne diese Erfahrungen wäre ich niemals dort wo ich jetzt bin, wäre nicht der Mensch der ich bin und nicht so glücklich. Nur wenn man auch mal richtig traurig war, am Boden zerstört, in einer Sackgasse, nur dann kann man wachsen und es beim nächsten mal besser, anders, schlauer machen.
Und deshalb ist auch das älter werden etwas schönes, gutes. Weil wir lernen, Erfahrungen sammeln, wachsen und stärker werden. Weil wir nicht mehr so leicht umfallen und schneller wieder aufstehen. Weil wir uns nichts mehr erzählen lassen und uns immer mehr selber finden. Unser innerstes Selbst mehr und mehr kennen und lieben lernen.
Auch wenn ich diese Drei da vorne immer noch ab und zu befremdlich finde, bin ich völlig okay und glücklich damit. Stolz auf mein Leben, zufrieden mit dem was ich erreicht habe und nicht nachtragend mit mir und den kleinen Umwegen, die ich manchmal gegangen bin. Jetzt arbeite ich an den Zielen und Träumen, die ich mit fünfzehn noch nicht hatte, an der Gesundheit, an Sicherheit, Geborgenheit und ganz viel Liebe. Das alles braucht zwar auch eine Portion Glück, das weiß ich, aber mit viel positiver Energie und einem guten Lebensstil kann man dem Glück dabei gehörig auf die Sprünge helfen.