Klassentreffen, Jahrgangsfeiern, Uni-Feste in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen gehen wir zurück an Plätze unserer Vergangenheit. Wir treffen uns mit Freunden, ehemaligen und aktuellen, mit Bekannten, Klassenkameraden oder Kommilitonen. Gestern war für mich auch wieder einer dieser Anlässe. Der Dies Academicus, Tag der offenen Tür mit Sommerfest an meiner Alma Mater, der Uni Hohenheim.
Der Tag ist eigentlich eine Pflichtveranstaltung für mich, zumindest wenn ich hier bin. Zusammen mit Freunden treffen wir uns und gehen zurück in unsere Studentenzeit. Die letzen beiden Jahre konnte ich nicht dabei sein und so habe ich mich diese Mal richtig gefreut, wieder meine alte Uni zu besuchen. Immerhin habe ich dort fünf Jahre verbracht und neben zahlreichen Vorlesungen und Seminaren auch einige Parties besucht. In Hohenheim habe ich nicht nur einen weiteren Grundstein für meinen Berufsweg gelegt, sondern auch für mein Privatleben. Hier hat vieles für mich begonnen.
Ich habe meinen Mann in einem Hörsaal kennengelernt, meine beste Freundin gleich an meinem ersten Uni Tag vor einem Mathe Kurs und viele sehr gute Freunde irgendwo zwischen Mensa und Verbindungsparty. Da werde ich immer wieder sentimental, wenn ich die alten Wege gehe oder vor der oft besuchten Bibliothek stehe. Was hatten wir für eine tolle Zeit. Was hatten wir für Spaß. Natürlich haben wir auch sehr viele Vorlesungen gehört, uns durch (mehr oder weniger sinnvolle) Seminare gequält und bestimmt hundert Klausuren geschrieben.
Was aber geblieben ist, sind die schönen Erinnerungen und viele besondere Erlebnisse, die uns für immer zusammenhalten werden, die die Basis für so vieles sind. Geschichten, die wir uns immer wieder erzählen können. Über die wir lachen oder bei denen manchmal auch Tränen fließen. Wahlweisen weil wir vor Lachen fast vom Stuhl fallen, oder weil doch nicht immer nur alles easy war.
All das ist mir gestern Abend mal wieder so richtig bewusst geworden. Ob die aktuellen Studenten das jetzt wohl auch schon alles so wahrnehmen, so schätzen. Ist es nicht immer so, dass man erst im Nachhinein weiß, wie schön etwas war, wie besonderes und wertvoll. Am Liebsten wäre ich zu jedem einzelnen hin gelaufen hätte ihn geschüttelt und gesagt – GENIESSE ES, JETZT. Jede Vorlesung, jedes Seminar, jeden Nachmittag mit Radler in der Sommer auf dem Schlosshof. (Ihr müsst wissen, die Uni Hohenheim ist zu einem Großteil in einem Schloss und den dazugehörigen Gebäuden untergebracht. Sie ist also ein traumhaft schöner Ort zum Studieren, den auch der ein oder anderer Stuttgart Tourist auf seinem Plan hat.)
Ach ja, zum Dies Academicus wollte ich natürlich auch noch ein paar Worte sagen ;). Dieses Fest ist eines der schönsten an der Uni. Zum einen, weil immer schönes Wetter ist, ich weiß auch nicht wie die das immer anstellen. Zum anderen, weil viele Studenten selber kochen, backen und Spezialitäten aus ihren Heimatländern vorstellen. So gab es zum Beispiele Gerichte aus der Türkei, Pakistan, Indien, Vietnam und Nigeria. Wir haben verschiedenes probiert. Viele leckere vegetarische Gemüsegerichte, Reis und Gebäck, alles sehr sehr lecker – und auf jeden Fall mal was anderes als die Rote im Brötchen. Und auch das zeichnet Hohenheim aus. Viele Studenten aus unterschiedlichen Ländern, die alle auf dem Campus zusammen leben, lernen, feiern und sich gegenseitig ihr Kulturen zeigen.
Neben den Leckereien und dem ein anderen Drink gehe ich natürlich auch sehr gerne dort hin um alte Bekannte zu treffen. Zu hören was es so Neues gibt, um ein bisschen Klatsch und Tratsch mitzubekommen und klar, auch selber ein wenig zu erzählen. Leider wurde ich in dem Punkt gestern jedoch enttäuscht. Kaum ein bekanntes Gesicht war da, noch nicht einmal die, die ich nur ganz ganz entfernt kenne. Warum? Ich habe keine Ahnung – vielleicht löst man sich nach und nach von dem Vergangenen? Vielleicht sind andere Dinge wichtiger geworden? Vielleicht sind viele auch überhaupt nicht mehr in Stuttgart? Immerhin sind seit Ende meines Studiums fast fünf Jahre vergangen– oh mein Gott – fünf Jahre.
Ich freue mich jedenfalls sehr, dass ich noch so viele gute Freunde aus den alten Uni-Tagen habe. Mir wird mal wieder bewusst wie wichtig es ist, diese Freundschaften zu pflegen. Das ist kein Selbstläufer, wenn wir uns nicht kümmern entfernen wir uns, das geht ganz schnell und dauert sicher keine fünf Jahre. Deshalb freue ich mich schon auf das Abendessen, den nächsten Geburtstag, das nächste Glas Wein mit meinen Freunden. Und natürlich auf den nächsten Dies Academicus.